Menschenleere Strände findet man besonders außerhalb der Hauptsaison.
Sylt ist mehr als nur der Treffpunkt der oberen Gesellschaftsschicht und all derer, die gerne einen Happen vom Luxus abhaben wollen. Sylt ist mehr als Champagner im Strandkorb. Sylt ist auch mehr als die Punker, die die Insel überrennen, um ein Zeichen gegen das Proletariat zu setzen. Sylt ist zu nahezu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Je nach Saison gibt es verschiedene, einzigartige Naturerlebnisse, von denen man noch seinen Enkeln erzählen kann.
Stürmisches Sylt
Wer Sylt von seiner wilden Seite erleben möchte, für den sind die klassischen Sturmmonate November und Februar die beste Reisezeit. Nicht wenige Besucher behaupten, dass die Sturmzeit die schönste Jahreszeit auf Sylt ist. Während Herbst und Winter, ausgenommen die Feiertage rund um Weihnachten und Neujahr, hat man die Insel auch weitestgehend für sich und wird ordentlich durchgepustet.
Gut eingepackt kann man bei starken Böen am Strand entlang spazieren, wo der Wind an der Kleidung reißt und einen stellenweise vielleicht sogar aus dem Gleichgewicht bringt. Es ist wahrlich ein Abenteuer, sich den rauen Naturgewalten auszusetzen und der ungebändigten Nordsee, deren hohe Wellen zum Strand hin rollen, Auge in Auge gegenüberzustehen. Selten kann man sich den Naturgewalten so verbunden fühlen, wie bei einem Sturm.
Möglicherweise rollt auch eine Sturmflut heran, bei der das Seewasser erst tagelang zurückgedrängt wird und dann ungehemmt durch einen Orkan zum Land hin gepeitscht wird. Besonders im Süden Sylts haben die Orkanböen und Sturmfluten verheerende Auswirkungen und verringern regelmäßig die Landmasse.
Zärtliches Sylt
Noch bevor im Sommer die Touristen die Insel stürmen und überlaufen, lohnt sich auch im Frühling schon ein Besuch auf der Nordseeinsel. Mit der frischen Seeluft in der Nase kann man bei milden Temperaturen und ausgiebigen Spaziergängen der Natur beim Erwachen zusehen. Für Asthmatiker und Allergiker eignet sich der Frühling auf Sylt besonders. Während der langen Strandspaziergänge pflegt die fein zerstäubte Meeresluft die Atemwege und hilft beim Durchatmen.
Zum Planschen ist es mit einer Wassertemperatur von maximal 13 Grad noch recht kühl, außer man entscheidet sich für einen guten Neoprenanzug. In der Regel ist der Frühling aber auch noch keine Badesaison. Stattdessen lassen sich auf den Wiesen die unzähligen Lämmer, die im Frühjahr zur Welt kommen, bei ihren ersten Gehversuchen beobachten.
Auf der Wattseite in Rantum kann man sehr gut die ausgedehnten Salzwiesen bestaunen. Durch das Wechselspiel von Ebbe und Flut wird die Fläche zweimal täglich mit Meerwasser versorgt. Der nasse und nährstoffreiche Boden lässt dort im Jahresverlauf unzählige Pflanzen gedeihen. Auch Vögel profitieren von den Salzwiesen. Sie nutzen die Wiesen als Brutgebiete und zur Nahrungssuche.
Lämmer streifen über die Sylter Deiche.
Wundersames Sylt
In List kann man ein wirklich wundersames Gebiet entdecken, unabhängig von der Jahreszeit. Dort befindet sich das größte zusammenhängende Wanderdünengebiet Europas. Anders, als bei normalen Dünen, wachsen auf Wanderdünen keine Pflanzen, die sie mit ihren Wurzeln an Ort und Stelle halten. Die Wanderdünen sind Sandaufschüttungen, die durch den starken Westwind pro Jahr bis zu 10 Meter Richtung Osten wandern können. Das Betreten dieser Wanderdünen ist zwar strengstens untersagt, doch auch aus der Ferne ist sie einen Besuch wert. Vor allem von der Aussichtsdüne bei der Mövenbergstraße hat man einen guten Blick auf sie.
Leuchtendes Sylt
Üblicherweise ist der Sommer die Jahreszeit, in der die meisten Touristen die Nordseeinsel besuchen. Stellenweise wirkt sie während der Hauptsaison sogar ein wenig Überlaufen. Doch während des Sommers gibt es manchmal ein besonderes Naturschauspiel zu erleben: das Meeresleuchten. Man muss allerdings ein bisschen Glück haben. Die größten Chancen, das leuchtende Meer zu sehen, hat im Juli und August. Entdeckt man tagsüber schon, dass das Wasser sich orange färbt, lohnt sich ein Besuch im Dunkeln. In der Vergangenheit konnte man das faszinierende Schauspiel schon oft beobachten.
Schützenswertes Sylt
Wattflächen, Priele, Salzwiesen, Sandbänke und Dünen: vor Sylt gibt es eine 11.500 Quadratkilometer große Naturlandschaft, die 10.000 Tier- und Pflanzenarten als Heimat dient. Auf Sylt gibt es nicht nur das europaweit größte zusammenhängende Wanderdünengebiet, sondern auch das weltweit größte zusammenhängende Sand- und Schlickwattsystem: das Wattenmeer. Es wurde sogar zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt. Die beste Zeit, um das Wattenmeer mit einer Wanderung zu erforschen, sind milde Sommertage. Eine solche Wattwanderung ist auf eigene Faust jedoch nur bei gutem Wetter und nur am Tag durchzuführen, da alles andere schnell lebensgefährlich werden kann. Wer das außergewöhnliche Abenteuer einer Winter-Watt-Wanderung erleben möchte, sollte sich dafür an spezielle Guides wenden.
Fazit
Es gibt nicht die eine Jahreszeit, in der man Sylt besuchen sollte. Im Sommer und rund um Weihnachten und Neujahr ist die Insel ziemlich voll. Der Stimmungsindex in Schleswig-Holstein zeigt, dass um Silvester die Laune am Tiefpunkt ist. Es bietet sich also an, außerhalb der klassischen Hauptsaison nach Sylt zu kommen. Dann hat man die Insel und Strände weitestgehend für sich und auch die Sylter selbst sind entspannter. Die Einheimischen schnacken dann auch gerne mal mit den Touristen. Vielleicht kann man beim Plausch sogar noch den ein oder anderen Geheimtipp abstauben, was verschiedene Naturschauspiele auf Sylt angeht.