Der Weinanbau auf der Insel Sylt ist ein faszinierendes und relativ neues Phänomen, das die traditionellen Vorstellungen vom Weinanbau in Deutschland erweitert. Die nördlichste deutsche Insel, bekannt für ihre malerischen Dünen, langen Sandstrände und das raue Nordseeklima, bietet auf den ersten Blick nicht die idealen Bedingungen für den Weinanbau. Dennoch hat sich dieser Wirtschaftszweig auf Sylt etabliert und zeigt beeindruckende Erfolge.
Geschichte und Entwicklung des Weinanbaus auf Sylt
Der Weinanbau auf Sylt begann in den 2000er Jahren als mutiges Experiment. Die ersten Reben wurden 2009 im Osten der Insel, in Keitum, gepflanzt. Dies war der Beginn eines ehrgeizigen Projekts, das viele Herausforderungen überwinden musste, um erfolgreich zu sein. Aus dem Weinanbaugebiet Rheingau ging es für das Team des "Weingut Balthasar Ress" auf die Insel. Zu Füssen der Keitumer St. Severinkirche wird seitdem der "Söl`ring" Wein angebaut. Erst wurde mit unterschiedlichen Rebsorten experimentiert, inzwischen hat sich die Solaristraube etablliert.Diese weiße Rebsorte ist bekannt für ihre Resistenz gegen Pilzkrankheiten und ihre Fähigkeit, auch in kühleren Klimazonen gute Ergebnisse zu liefern. Solaris produziert aromatische Weine oder Sekte mit fruchtigen Noten.
In unmittelbarer Nähe des kommerziellen Weinberges gibt es einen weiteren kleineren Weinberg, der von insularen Weinliebhabern und Quereinsteigern in das Thema Weinanbau, bewirtschaftet wird. Dort wächst der "Sölviin". Ebenfalls aus der Solaristraube gekeltert.
Klimatische Bedingungen
Die klimatischen Bedingungen auf Sylt sind einzigartig und stellen sowohl Herausforderungen als auch Vorteile für den Weinanbau dar. Sylt liegt in der Nordsee und ist dem maritimen Klima ausgesetzt, das durch kühle Sommer und milde Winter gekennzeichnet ist. Die durchschnittlichen Temperaturen im Sommer liegen bei etwa 16 bis 20 Grad Celsius, während sie im Winter selten unter den Gefrierpunkt fallen. Die Sommer können sehr sonnenreich, aber auch mal schmuddelig kühl sein. Die Solaristraube kann aus ganz wenig Sonnenstunden die maximale Ausbeute produzieren.
Der stete Wind von der Nordsee bringt eine hohe Luftfeuchtigkeit mit sich, was die Reben anfällig für Pilzkrankheiten machen kann. Gleichzeitig sorgt der Wind jedoch auch für eine gute Durchlüftung der Weinberge, was das Risiko von Schimmelbildung reduziert.
Die Böden auf Sylt sind überwiegend sandig und leicht, das bietet erstmal keine gute Grundlage für den Weinanbau. Auch deshalb wurden die beiden Weinberge auf ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen angebaut. Die dort vorhandene Humusschicht tut den Weinreben gut und lässt sie nährstoffreich wachsen.
Im Übrigen setzten beide Weinberge auf den ökologischen Weinanbau.
Das Produktionsvolumen von Wein auf Sylt ist aufgrund der begrenzten Anbauflächen und der besonderen klimatischen Bedingungen relativ klein, aber sehr exklusiv. Die beiden Sylter Weine werden oft lokal verkauft und in den gehobenen Restaurants und Hotels der Insel angeboten. Weinproben und Führungen durch die Weinberge sind bei Touristen sehr beliebt und tragen zur Bekanntheit und Vermarktung der Sylter Weine bei.
Zusammenfassend ist der Weinanbau auf Sylt ein spannendes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der Landwirtschaft. Die Winzer auf Sylt haben gezeigt, dass mit Kreativität und Engagement auch in scheinbar ungeeigneten Regionen qualitativ hochwertiger Wein produziert werden kann.